Challenge: Einmal durchs Regal

Mittwoch, 10. Januar 2018

Buchkritik: Fledermausmann - Jo Nesbó

"Etwas lief schief.
Die Beamtin an der Passkontrolle hatte zuerst breit gegrinst: >>How are you, mate?<<
>>I'm fine<<, hatte Harry Hole gelogen. Vor merh als dreißig Stunden hatte er Oslo via London verlassen, und seit Bahrain, wo er ein anderes Flugzeug nehmen musste, hatte er die ganze Zeit auf diesem verdammten Platz vor dem Notausgang gesessen. Aus Sicherheitsgründen konnte man den Sitz nur minimal nach hinten lehnen, und schon vor Singapur hatte sein Rückgrat damit gedroht, zu kollabieren."


Original: Norwegisch "Flaggermusmannen"
415 Seiten

Harry Holes erster Fall
"Harry Hole, der Kommissar aus Oslo, soll in Sydney den Mord an einer Norwergerin aufklären. Gemeinsam mit seinem australischen Kollegen nimmt er die Ermittlungen auf. Schon bald müssen sie feststellen, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt: Ein Serienmörder tötet scheinbar willkürklich junge weiße Frauen." 

~*~

Ein Fund aus dem offenen Bücherschrank. Ich habe es mitgenommen, weil "Mach die Arme hoch für Fledermausmann".. :D Außerdem klang der Name des Autors vertraut. Auf der Innenseite des Einbandes, auf der letztmöglichen Seite also, sind alle Harry-Hole-Bücher aufgelistet. Auch "Schneemann" und da ist mir aufgefallen, dass ich den Namen aus der Kinovorschau zu dem Film kenne, der gar nicht schlecht aussah. Also habe ich angefangen es zu lesen, obwohl ich es eigentlich zurückbringen wollte, weil ich genug Bücher auf meinem Stapel habe.

Wie dem auch sei... "Der Fledermausmann" war meine Lektüre für die letzten paar Wochen unterwegs in Bus und Bahn. Ich bin 2*30 Minuten unterwegs, da sollte so ein "dünnes" Buch eigentlich schnell verschlungen sein, aber ich habe mich anfangs etwas schwer getan. Ich bin einfach nicht wirklich warm geworden mit Harry Hole und seinen Kollegen, die Ergreifung des Mörders habe ich auch nicht wirklich ersehnt.
Am Ende konnte ich mich aber doch noch mit der Story anfreunden. Auch wenn Hole für mich kein interessanter oder gut durchdachter Charakter zu sein scheint (bisher?), konnte ich ihm gegen Ende ein wenig mehr abgewinnen. Vielleicht, weil man ihn in der Zwischenzeit schlichtweg besser kennengelernt hat. Otto Rechtnagel hingegen war mein liebster Charakter. Ich kann mir allerdings die Beziehung, die er führte, nicht vorstellen. Das kam mir etwas zu zusammengewürfelt vor. Genau wie der Täter, obwohl die Erklärung an sich schlüssig war. Ich bin allerdings keine begnadete Krimi-Leserin. Eventuell fehlt mir da die Übung, denn ich habe einen anderen Charakter verdächtigt.


Was ich besonders mochte waren die Aborigine-Legenden, die zwischendurch eingebunden wurden, als 'Hinweise'. Auch die durchaus kritischen Worte zur gesellschaftlichen Lage der Ureinwohner Australiens haben mich berührt. Nesb
ø scheint sich durchaus mit dem Land und seiner Kultur auseinandergesetzt zu haben, und das gibt natürlich Pluspunkte!

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Fazit: Falls ich für das kommende Jahr keine Lesechallenge finde, kann ich mir trotz Makel vorstellen neben der Game of Thrones - Reihe die anderen Hole-Bücher ebenfalls durchzulesen. Zumindest an einem will ich mich versuchen, auch wenn der Titel "Kakerlake" alles andere als ansprechend klingt.


"Andere hatten nur eine Schwäche für das Leben. Ganz einfach. Na ja, vielleicht nicht ganz so einfach, aber das alles lag jetzt so weit entfernt von dort unten. Viertausend Fuß, um ganz genau zu sein. Er umklammerte den orangenen Griff auf der rechten Seite seiner Brust, zog entschlossen an der Reissleine und begann zu zählen: >>Einundzwanzig, zweiundzwanzig ...<<"